Liebenswerter Chaot: Marathon-Organisator Aufenanger wird 70 Jahre
Kassel. Marathon-Organisator Winfried Aufenanger wird 70 Jahre alt - Athleten, Wegbegleiter und Kollegen erinnern sich.
Bundestrainer, Marathon-Organisator, Polizeibeamter und, und, und - Winfried Aufenanger kennt unzählige Menschen, und er wird von vielen gekannt. Zu seinem 70. Geburtstag haben wir Athleten und Wegbegleiter gefragt, was ihnen zu Aufenanger einfällt und was ihn auszeichnet:
Anna Hahner (27), Marathonläuferin: „Wie - der Aufi wird schon 70? Ich freue mich immer, wenn ich ihn treffe. Er ist eine Institution im Laufsport. Egal, was man auf dem Herzen hat, er ist ansprechbar. Die Treffen in Kassel und die Trainingseinheiten waren legendär. Aufi hat meine Schwester Lisa und mich bei unseren ersten Schritten im Laufsport begleitet. Das werde ich nicht vergessen. Ebenso nicht, dass er mir jedes Mal, wenn wir uns gesehen haben, ein Marathon-Pfefferminz-Bonbon in die Hand gedrückt hat. Von unserem Zieleinlauf in Rio war er ja nicht so begeistert. Das gehört auch zu ihm: Man kann sich alles sagen, dann ist es aus der Welt.“
Anna und Lisa Hahner liefen von 2008 bis 2011 für den PSV Grün-Weiß Kassel.
Ralf Salzmann (61), ehemaliger Läufer: „Ich weiß es noch genau: 1977 hat er mich in einer Gaststätte überredet, wieder mit dem Laufen anzufangen. Er hat als Trainer dafür gesorgt, dass ich Deutscher Marathonmeister wurde und 1984 wie 1988 bei den Olympischen Spielen dabei war. Was mich immer beeindruckt hat, ist sein Erinnerungsvermögen. Er wusste jeden Namen, er kannte jede Zeit. Natürlich gab es Reibungspunkte. Die haben aber dazu geführt, dass wir danach noch besser zusammengearbeitet haben. Aufenanger stand jeden Tag mit der Stoppuhr an der Laufbahn. Das Laufen ist wirklich seine Herzensangelegenheit.“
Ralf Salzmann lebt in Kassel und wurde von 1980 bis 1984 fünfmal in Folge Deutscher Meister im Marathon.
Michael Küppers (58), Marathon-Mitarbeiter: „Ich kenne Aufi seit 30 Jahren. Es ist nicht immer einfach mit ihm. Er macht das, von dem er denkt, dass es richtig ist. Damit macht er sich nicht überall Freunde. Diese Eigenschaft schätze ich zugleich an ihm. Er ist ein Macher und immer gerade heraus mit unglaublicher Energie. Zudem ist er ein Trainer, der seine Athleten im Blick hat. Er ist ein Kümmerer. Ich wünsche ihm alles Gute und viel Kraft.“
Michael Küppers gehört von Beginn an zum Organisationsteam des Kasseler Marathons.
Lothar Pöhlitz (82), ehemaliger Trainer: „Ich war Teamleiter für Marathon und Straßenlauf im Deutschen Leichtathletik-Verband, Aufenanger war Bundestrainer. Wir haben prima zusammen gearbeitet. Erst vor Kurzem hat er mich gefragt, ob ich nicht Athleten wüsste, die beim Kasseler Marathon starten können. Er brennt heute noch. Es ist doch klar: Um einen Marathon auf die Beine zu stellen, muss man schon ein bisschen verrückt sein - positiv verrückt.“
Lothar Pöhlitz lebt in Kürten (NRW) und war 18 Jahre Bundestrainer beim DLV.
Wilfried Henning (65), ehemaliger Polizeipräsident: „Als Bundestrainer war Aufi für die Polizei ein Imageträger. Zugleich war er für seine Kollegen ein großer Motivator. Er steckte voll toller Ideen. Ein Beispiel: Als Jugendliche in der Kasseler Nordstadt vor einem Supermarkt randaliert hatten, griff er sich die Jungs. Sie sollten die Schmierereien entfernen und älteren Leuten die Einkäufe zum Auto tragen. Danach riefen uns Väter an und bedankten sich für die Aktion. Daraus entwickelte Aufi die Idee, mit Lothar Kannenberg ein Box-Camp zu gründen, um Jugendliche von der Straße zu holen.
Aufi war und ist ein außerordentlich liebenswerter Chaot. Er hat seine Pläne im Kopf und erwartet, dass alle anderen ebenfalls das Wissen haben. Er war aber mit einer solch ansteckenden Begeisterung dabei, dass man ihm nichts übel nehmen konnte.“
Wilfried Henning lebt in Kaufungen und war bis 2010 Nordhessens Polizeipräsident.