Was ist eine Midlife-Crisis?
Die Midlife-Crisis ist eine psychische Krise und ein Zustand der Unsicherheit. Die Phase trifft Menschen im mittleren Alter zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Das bisherige Leben, getroffene Entscheidungen und eingeschlagene Wege werden kritisch hinterfragt und in Zweifel gezogen. Gleichzeitig stellen sich viele die Frage: „Wie soll mein Leben weitergehen? Was will ich (noch) erreichen?“
Geprägt wurde der Begriff Midlife-Crisis in den 1950er Jahren vom kanadischen Psychoanalytiker Elliott Jaques. Im deutschen Sprachraum ist er weit verbreitet, vereinzelt wird auch von „Lebensmittekrise“ gesprochen.
Ist Midlife-Crisis eine Krankheit?
Die Midlife-Crisis ist keine psychische Krankheit. Vielmehr ist es eine Sinnkrise. Wissenschaftlich wird sie als psychische Belastung gesehen – die Krise kann somit das Entstehen einer Erkrankung begünstigen. In extremen Fällen kann sie zu einer Depression führen.
Midlife-Crisis: Symptome der Krise
Viele Symptome einer Midlife-Crisis sind Klischees: Frauen färben sich die Haare und modernisieren die Garderobe. Männer kaufen sich ein Motorrad oder suchen sich eine neue, viel jüngere Partnerin. Die typischen Symptome sind jedoch andere. Diese müssen Sie erkennen und einordnen, um besser mit der Krise besser umzugehen. Das sind Symptome einer Midlife-Crisis:
- Unzufriedenheit
Betroffene empfinden Unzufriedenheit mit sich selbst, der privaten und beruflichen Situation. Alles ist zermürbend, langweilig, öde: Viele hadern mit der bisherigen und künftigen Karriere. Die gesamte Situation macht unzufrieden. - Selbstzweifel
Mit der Midlife-Crisis kommen ernste Selbstzweifel. Nichts scheint mehr gut genug, vieles müsste besser laufen. Die eigenen Erwartungen sind hoch – vielleicht zu hoch, um ihnen gerecht zu werden. - Pessimismus
Genährt von Sorgen und Unzufriedenheit ist Pessimismus ein häufiges Symptom. Ab jetzt geht es nur noch abwärts: körperlich, geistig, beruflich, privat. Eine negative Einstellung bestimmt das Denken. - Angst
Angst ist ein vielfältiges Symptom der Krise. Es ist Angst vor der Zukunft, vor dem Unbekannten und sogar vor dem Tod, weil das eigene Älterwerden realisiert wird. - Ohnmacht
Es ist das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren und Entwicklungen hilflos ausgeliefert zu sein. Das eigene Handeln scheint kaum Einfluss zu haben. Man fühlt sich ohnmächtig und hilflos. - Überlastung
Stress, Arbeit, Papierberge im Büro, daheim die schulpflichtigen Kinder und Schulden… Man ist überlastet und mit den Kräften am Ende. Die Überforderung fordert psychischen und physischen Tribut. - Veränderungsdrang
Das wohl bekannteste Symptom: Betroffene wollen aus dem bisherigen Leben ausbrechen und völlig Neues starten. Es kommt zu Veränderungen. Ein Motorrad kaufen, den Job kündigen oder Beziehungen radikal verändern… - Schönheitswahn
Man will nicht nur gut, sondern jung und modern aussehen. Betroffene achten sehr auf ihr Aussehen, treiben Sport oder halten Diät. Auch der Kleidungsstil wird verjüngt. Mögliche Veränderungen sind zudem gefärbte Haare. - Schuldgefühle
Viele empfinden Schuld, dass sie ihrer Familie nicht mehr bieten können. Ständige Vergleiche zeigen, dass es eben kein Ruhm und Reichtum ist – und vielleicht nicht mehr dazu kommt.
Was sind die Auslöser einer Midlife-Crisis?
Auslöser für eine Midlife-Crisis ist häufig die Frage: „War das wirklich schon alles in meinem Leben?“ Ein beträchtlicher Teil des Lebens wurde bereits gelebt. Dazu gehört auch die Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit. Die Zukunft scheint außer Routinen nicht mehr viel bieten zu können – so die Befürchtung. Dabei gibt es selten einen einzelnen Auslöser oder konkreten Zeitpunkt. Es sind verschiedene Faktoren, die zusammen spielen:
Physische Auslöser
Ab einem gewissen Alter setzen bei jedem körperliche Veränderungen ein. Der Hormonspiegel ändert sich. Bei Männern wird weniger Testosteron produziert. Die Potenz lässt nach. Falten machen sich bemerkbar, die Haare werden grau oder fallen aus. Zudem zeigen sich vermehrt Probleme mit der Gesundheit, die es früher nicht gab. All das kann die Lebensmittekrise hervorrufen.
Psychische Auslöser
Die Konfrontation mit dem Alter und der eigenen Sterblichkeit trifft wie ein Schlag. Zusätzlich werden die eigenen Eltern älter und gebrechlicher, es kommt zu Todesfällen im Freundes- oder Familienkreis. Solch große psychische Belastungen bleiben nicht unbemerkt. Viele stürzen sich daraufhin erst recht ins Leben. Sie wollen sich und anderen beweisen, dass sie noch jung sind und mithalten können.
Midlife-Crisis Test
Stecken Sie schon in der Midlife-Crisis oder steuern Sie darauf zu? Der folgende Test hilft bei der Selbsteinschätzung. Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um die Fragen ehrlich zu beantworten. Ein paar Zustimmungen sind noch kein Warnsignal. Wenn Sie aber bei der Mehrheit der Fragen „Ja“ ankreuzen, spricht vieles dafür, dass Sie in einer Lebensmittekrise stecken:
- Zweifeln Sie an Ihren bisherigen Entscheidungen?
- Haben Sie Angst, dass die Höhepunkte Ihres Lebens bereits vorbei sind?
- Versuchen Sie Ihren Kleidungsstil und Dresscode zu ändern, um moderner zu sein?
- Rücken gesundheitliche Bedenken zunehmend in den Fokus?
- Verspüren Sie den Wunsch, etwas vollkommen Neues zu machen?
- Hinterfragen Sie den Sinn in Ihrem Leben?
- Belastet Sie der Fakt, dass Sie älter werden?
- Träumen Sie davon, aus Ihrem Leben ausbrechen zu können?
- Empfinden Sie Reue über Ihr bisheriges Leben?
- Befürchten Sie, nicht mehr genug Zeit für die Verwirklichung Ihrer Ziele und Träume zu haben?
- Wünschen Sie sich, wieder jünger zu sein?
- Leiden Sie unter Stimmungsschwankungen und sind unzufrieden mit dem, was Sie bisher erreicht haben?
Dauer: Wann ist die Midlife-Crisis vorbei?
Statistisch tritt die Midlife-Crisis häufig um das 40. Lebensjahr auf. Das ist aber nur ein Durchschnittswert. Bei manchen kommen erste Symptome schon mit 30 Jahren. Andere kommen erst mit Mitte 50 in die Lebensmittekrise. Der Zeitpunkt überschneidet sich mit der durchschnittlichen Lebenszufriedenheit. Diese verläuft u-förmig: In der Mitte des Lebens ist die empfundene Zufriedenheit auf dem Tiefpunkt.
Auch die Dauer der Midlife-Crisis ist individuell. Manche Betroffene hängen über Jahre in der Krise fest und verbringen einen beträchtlichen Teil der Lebensmitte mit der Sinnsuche. Andere schaffen es, die Krise binnen kurzer Zeit zu überwinden. Wann die Midlife-Crisis überwunden ist, hängt entscheidend vom Umgang damit ab.
Midlife-Crisis überwinden: Was tun?
Die Midlife-Crisis kommt unerwartet, doch wie geht es dann wieder heraus? Diese Tipps helfen, um die Krise zu überwinden:
🎯 Bleiben Sie realistisch
Reden Sie das bisherige Leben mit all seinen Erfolgen, Leistungen und Höhepunkten nicht schlecht. Ziehen Sie stattdessen eine realistische Bilanz und wägen Sie Chancen ab. Das kann bedeuten, sich von unrealistischen Wünschen zu verabschieden. Aber auch, dass Sie dankbar und stolz sind für das, was Sie schon erreicht haben. Dabei geht es nie um Vergleiche mit anderen. Es ist Ihre ganz persönliche Bilanz.
🎯 Akzeptieren Sie Ihre Grenzen
Schneller aus der Midlife-Crisis kommen Sie, wenn Sie sich selbst eingestehen, dass eben nicht mehr alles möglich ist. Eine schwierige, aber wichtige Erkenntnis. Sie sind nicht mehr so fit und belastbar wie vor 20 Jahren. Vielleicht lässt sich nicht jedes Ziel erreichen. Das muss einem erfüllten Leben nicht im Weg stehen.
🎯 Handeln Sie nicht voreilig
In der Midlife-Crisis werden manche Entscheidungen getroffen, die Sie später vielleicht bereuen. Handeln Sie also nicht voreilig. Lassen Sie sich mit großen und radikalen Veränderungen Zeit und holen Sie Rat von Ihrem Umfeld ein. Das bremst Kurzschlusshandlungen aus und liefert eine neue Perspektive.
🎯 Sprechen Sie mit Freunden und Familie
Vielen fällt es schwer, sich eine Midlife-Crisis einzugestehen. Ehrliche und offene Gespräche helfen aber dabei, die Krise zu überwinden. Teilen Sie Ihre Sorgen, Ängste und Gefühle, die Sie aktuell quälen. Rückhalt, Absicherung und Bestätigung sind wichtige Faktoren, um die Midlife-Crisis schnell hinter sich zu lassen.
🎯 Orientieren Sie sich an Vorbildern
Suchen Sie sich Vorbilder und Beispiele, die Ihnen zeigen, dass es überhaupt nicht schlechter werden muss. Zahlreiche Menschen blühen in der zweiten Lebenshälfte erst so richtig auf, entwickeln eine deutlich größere Zufriedenheit oder stellen Großes auf die Beine.
🎯 Wirken Sie der Krise entgegen
Statt zu jammern, werden Sie aktiv: Sie können hormonellen Veränderungen sowie Falten wenig entgegensetzen. Sie können aber Ihre körperliche Fitness beeinflussen: Wer rastet, der rostet. Achten Sie auf Ihre Gesundheit, sorgen Sie für genügend Bewegung und eine ausgewogene Ernährung. Das beugt Stress und zahlreichen Beschwerden vor.
🎯 Machen Sie sich Gedanken über die Zukunft
Sie befinden sich in der Lebensmitte. Anstatt das Glas halbvoll zu betrachten, drehen Sie den Spieß um: Sie haben noch einmal genauso viel Zeit vor sich. Warum in Verzweiflung verfallen, wenn noch so viel Zeit bleibt?
🎯 Schreiben Sie eine Bucket List
Wenn Sie schon über die Zukunft nachdenken: Erstellen Sie eine Bucket List mit den wichtigsten Zielen und Träumen, die Sie im Leben verwirklichen wollen. Gemeint sind die großen Dinge, die Ihnen wirklich am Herzen liegen. Dann machen Sie sich an die Arbeit, um diese zu erreichen. Schon kommen Sie aus der Midlife-Crisis heraus.
🎯 Denken Sie daran, dass die Phase vorbeigeht
Machen Sie sich klar, dass die Midlife-Crisis nur eine Phase im Leben ist. Sie gehört zum Reifungsprozess dazu. Fast alle Betroffenen lernen in dieser Krise dazu, entwickeln sich weiter und gehen gestärkt aus der Zeit hervor. Der Weg hindurch mag anstrengend sein, doch jede Midlife-Crisis endet auch wieder.
Die Lebensmittekrise als Chance nutzen
Keine Frage: Die Midlife-Crisis ist eine schwierige Zeit. Positive Aspekte und Chancen sehen Betroffene selten. Genau diese Einstellung brauchen Sie aber! Sie befinden sich in einer Zeit, in der Sie Ihr Leben kritisch reflektieren, Entwicklungen und Zustände infrage stellen und bereit sind, etwas daran zu ändern. Klasse!
Solange Sie diesen Prozess konstruktiv und zielgerichtet durchleben, eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten daraus. Analysieren Sie: Was haben Sie schon erreicht? Was ist gut und entspricht Ihren Vorstellungen? Welche Ziele haben Sie für die Zukunft? So ist die Midlife-Crisis nicht nur eine Krise, die Sie überwinden wollen, sondern ein Startpunkt, von dem aus Sie eine glückliche Zukunft gestalten.
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Umgang mit einem Mann in der Midlife-Crisis
Zwar können auch Frauen in die Krise der Lebensmitte geraten. Häufiger aber trifft sie die Männer – und treibt deren Partnerinnen in den Wahnsinn. Der Umgang mit einem Mann in dieser Phase kann Nerven kosten und anstrengend sein. Ein kleiner Trost: Nur in seltenen Fällen verläuft eine Midlife-Crisis bei Männern extrem, mit drastischen Einschnitten und Veränderungen. Als Frau an der Seite eines Mannes, der in einer Lebensmittekrise steckt, gibt es einige Dinge, die Sie tun können:
- Suchen Sie das Gespräch
Klingt leicht, ist aber schwierig. Männer in der Midlife-Crisis ziehen sich oft zurück und wollen alles alleine angehen. Bieten Sie immer wieder den Dialog an, hören Sie zu und zeigen Sie sich bereit zur Unterstützung. - Geben Sie ihm Zuspruch und Bestätigung
Der Unsicherheit und dem Drang nach Veränderungen begegnen Sie am besten mit großem Zuspruch. Komplimente sind eine Option. Bestätigen Sie Ihren Mann in der Midlife-Crisis aber auch allgemein darin, dass er ein gutes Leben führt, die richtigen Entscheidungen getroffen hat und immer noch sexuell attraktiv ist. - Planen Sie gemeinsam die Zukunft
Gegen die Midlife-Crisis kann es zudem helfen, wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Mann in die Zukunft blicken, neue Ziele entwickeln und Pläne machen. Zeigen Sie ihm, dass noch viel Gutes in der Zukunft liegt und sie beide eine wunderbare gemeinsame Zeit erwartet.
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