Differentialblutbild (Leukozyten-Analyse)
Bei einem Differentialblutbild oder auch Differenzialblutbild werden die zellulären Anteile der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) untersucht. Es handelt sich um eine Routineuntersuchung, die bei der ärztlichen Diagnose durchgeführt wird. Das Differentialblutbild wird mithilfe einer Blutprobe (Blutabnahme beim Arzt) von einem Fachlabor vorgenommen. Anschließend bekommt der Arzt und meist auch der Patient eine Liste mit entsprechenden Blutwerten.
Hier zunächst eine Tabelle mit den Blutwerten des Differentialblutbildes:
Unterschied zum kleinen Blutbild
Das Blutbild (Hämogramm) ist in der Medizin eine standardisierte Zusammenstellung wichtiger Befunde aus einer Blutprobe. Beim sog. "kleinen Blutbild" werden die Blutzellen untersucht, also die Zellen, die im Blutplasma schwimmen und lebenswichtige Aufgaben im Organismus haben. Folgende Blutzellen sind im Blut enthalten:
- Erythrozyten (rote Blutkörperchen): zuständig für die Sauerstoffversorgung der Zellen
- Thrombozyten (Blutplättchen): Blutgerinnung, sorgen dafür, dass die Blutbahn funtkioniert.
- Leukozyten (weiße Blutkörperchen): sorgen dafür, dass Angreifer, außer Kontrolle geratene Zellen und Fremdkörper beseitigt werden.
Im Rahmen des kleinen Blutbildes wird nur die Gesamt-Anzahl der Leukozyten ermittelt.
Die Leukozyten sind also für Entzündungen (z.B. Rheuma) und Eindringlinge jeder Art zuständig (z.B. Infektionen, Vergiftungen, Pilzbefall) - mehr dazu siehe unten. Wenn ein Arzt entsprechende Symptome erkennt - oder wenn sich bei der Anzahl der Leukozyten im kleinen Blutbild Unregelmäßigkeiten zeigen, wird ein Differentialblutbild angefordert (siehe Leukozyten zu hoch - Leukozyten zu niedrig)
Unterschied zm großen Blutbild
Wenn das kleine Blutbild UND zusätzlich noch ein Differentialblutbild erstellt wird, nennt man das ein "großes Blutbild". Wenn nur die Leukozyten-Arten untersucht werden, spricht man von einem "Differentialblutbild".
Differentialblutbild Normwerte (erwachsener Mensch)
Die folgende Tablle zeigt die Normwerte des Differentialblutbildes. In der mittleren Spalte ist der Anteil der jeweiligen Zellart im Verhältnis zur Gesamtanzahl der Leukozyten verzeichnet. Die größte Gruppe bilden die Granulozyten, die man noch weiter differenziert.
Man erkennt, dass die größte Gruppe innerhalb der Leukozyten die "segmentkernigen neutrophilen Granulozyten" sind (bis zu 62%), gefolgt von den Lymphozyten (bis zu 33%). In der rechten Spalte erkennt man die absolute Anzahl, gemessen auf einen Mikroliter (µl) Blut. Zum Vergleich: in einem Mikroliter Blut sind etwa 4,5 bis 5 Millionen Erythrozyten enthalten.
Differentialblutbild (Leukozyten) | ||
Zelltyp | Anteil an Leukozyten insgesamt (%) | Anzahl pro µl |
alle Leukozyten (bei Erwachsenen) | 100 | 4.000–10.000 |
Stabkernige neutrophile Granulozyten | 3–5 | 150–400 |
Segmentkernige neutrophile Granulozyten | 54–62 | 3000–5800 |
Eosinophile Granulozyten | 1–3 | 50–250 |
Basophile Granulozyten | 0–1 | 15–50 |
Lymphozyten | 25–40 | 1500–3000 |
Monozyten | 3–7 | 280–500 |
Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.
Die Leukozyten-Arten unterscheiden sich nicht nur in ihrer Funktion, sondern auch in Aufbau und Gesalt. Mithilfe spezieller Färbetechniken können die Leukos unter dem Mikroskop deutlich sichtbar gemacht werden. Aufgrund ihres Aussehens kann man die einzelnen Arten voneinander unterscheiden.
Funktion der Leukozyten
Leukozyten erkennen unverträgliche Stoffe bzw. Krankheitserreger und können sie abwehren. Dazu gehören
- Krankheitserreger wie Bakterien und Viren
- Tumorzellen
- Giftstoffe (Toxine)
- körperfremde Partikel
- Würmer
- Pilze und andere Einzeller (Protozoen)
Da diese Fremd- oder Giftstoffe sehr unterschiedlich sind, gibt es verschiedene Untergruppen der Leukozyten. Jede Gruppe hat dabei eine sehr spezielle Aufgabe innerhalb des Immunsystems. Nach ihrer Bildung werden einige Leukos in bestimmten Organen "geprägt", dass heißt sie lernen erst vor Ort ihre genaue Funktionsweise. Grob zusammengefasst gibt es drei Leukozyten-Arten:
Neutrophile Granulozyten, Monozyten, Makrophagen und Dendritische Zellen werden auch als Fresszellen bezeichnet: sie umschließend Fremdstoffe im Körper und machen sie damit unschädlich (sog. Phagozytose).
B-Lymphozyten hingegen produzieren nach geeigneter Stimulation speziell gegen bestimmte Erreger oder schädigende Stoffe gerichtete Antikörper. Sie gehören somit zur spezifischen Abwehr.
T-Lymphozyten koordinieren unter anderem spezifische und unspezifische Abwehr. Auch an Entzündungen sind Leukozyten beteiligt. Durch freigesetzte Botenstoffe (Mediatoren) wie Zytokine und Leukotriene organisieren sie die Bekämpfung. Leukozyten spielen außerdem eine wesentliche Rolle bei allen Autoimmunkrankheiten (zum Beispiel Aids).
Hier eine Liste der Leukozyten-Arten sowie deren Hauptfunktionen:
Immunzellen
Immunzellen | |
Aufgabe und Funktion | |
Monozyten | Vorläufer der Makrophagen im Blut |
Makrophagen | Phagozytose, im Gewebe und der Lymphflüssigkeit |
Mastzellen | Permeabilität der Blutgefäße, beteiligt an allergischen Reaktionen |
Antigenpräsentierende Zellen | markieren Antigene und leiten damit die Immunantwort ein |
Granulozyten
Granulozyten | |
Aufgabe und Funktion | |
neutrophile Granulozyten | Phagozytose (Fressen) von Bakterien, Viren und Pilzen im Blut |
eosinophile Granulozyten | Abwehr von Parasiten, beteiligt an allergischen Reaktionen |
basophile Granulozyten | Abwehr von Parasiten, allergische Reaktionen, Entzündungen, Juckreiz |
Lymphozyten
B-Zell-Gruppe
Lymphozyten | |
Aufgabe und Funktion | |
B-Lymphozyten | Vorläufer der Plasmazellen im Blut |
Plasmazellen | Spezialisierung auf Antikörperproduktion |
B-Gedächtniszellen | langlebige B-Zellen mit einem Gedächtnis für spezielle Antigene |
T-Zell-Gruppe
T-Zellen | |
Aufgabe und Funktion | |
T-Helferzellen | aktivieren Plasmazellen und Killerzellen, erkennen Antigene |
Regulatorische T-Zellen | bremsen die Immunantwort, hemmen B-Zellen und anderer T- Zellen |
T-Gedächtniszellen | langlebige T-Zellen mit einem Gedächtnis für spezielle Antigene |
T-Killerzellen | erkennen und zerstören von Viren befallene Körperzellen und Tumorzellen |
Killerzellen
Killerzellen | |
Aufgabe und Funktion | |
natürliche Killerzellen | greifen Tumorzellen und von Viren befallene Zellen an |
Leukozyten Normalwerte
Die folgende Tablle zeigt die Normalwerte. Wenn einer der Werte zu hoch oder zu nbiedrig ist, klicken Sie bitte auf den entsprechenden Link in der rechten Spalte.
Differentialblutbild (Leukozyten Normalwerte) | |||
Zelltyp | Anteil an Gesamt-Leukozyten (%) | Anzahl pro µl | Siehe auch |
alle Leukozyten (bei Erwachsenen) | 100 | 4.000–10.000 | zu hoch zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten stabkernig | 3-5 | 150–400 | zu hoch zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten segmentkernig | 54–62 | 3000–6000 | zu hoch zu niedrig |
Eosinophile Granulozyten | 1–3 | 50–250 | zu hoch zu niedrig |
Basophile Granulozyten | 0–1 | 15–50 | zu hoch zu niedrig |
Lymphozyten | 25–33 | 1500–3000 | zu hoch zu niedrig |
Monozyten | 3–7 | 300–700 | zu hoch zu niedrig |
Differentialblutbild (Leukozyten Normalwerte) | ||
Zelltyp | Anteil (%) an Gesamt-Leukos | Anzahl pro µl |
alle Leukozyten (bei Erwachsenen) | 100 | 4.000–10.000 |
Neutrophile Granulozyten stabkernig | 3-5 | 150–400 |
Neutrophile Granulozyten segmentkernig | 54–62 | 3000–6000 |
Eosinophile Granulozyten | 1–3 | 50–250 |
Basophile Granulozyten | 0–1 | 15–50 |
Lymphozyten | 25–33 | 1500–3000 |
Monozyten | 3–7 | 300–700 |
Abkürzungen: µl = Mikroliter - Mehr zu den Einheiten
Ressourcen
- Wikipedia: Differentialblutbild