Mental Health Days für Schüler:innen
Von Barbara Köppel
„Wer von euch hat sich heute die Zähne geputzt?“ Es ist 8:50 Uhr an einem kalten Donnerstag. In der Berufsschule für Gartenbau und Floristik in Wien Donaustadt starten gerade die Mental Health Days . Die Eingangsfrage erzeugt zwar verdutzte Gesichter, aber alle Schüler:innen aus dem ersten und zweiten Jahrgang zeigen auf. „Und wer hat sich heute schon über sein Wohlbefinden Gedanken gemacht?“ Hier gehen nur sehr vereinzelt Hände in die Höhe. Doch genau das ist das Ziel der Mental Health Days: Dass die Stärkung der eigenen psychischen Gesundheit selbstverständlich wird.
Was ist mit mir los und wo bekomme ich Hilfe?
Die Mental Health Days bringen Expert:innen an Schulen, die mit jungen Menschen über Themen wie Mobbing, Körperbewusstsein, Depressionen, Sucht oder Suizidalität sprechen. Die Workshops sind altersgerecht gestaffelt und aufbereitet. „Es geht um Prävention und Aufklärung, nicht um Therapie“, sagt Dagmar Taferner. Sie ist Psychotherapeutin sowie Klinische- und Gesundheitspsychologin, und hält Workshops bei den Mental Health Days.
Der Bedarf dafür ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Das belegt auch eine Befragung von rund 7000 Schüler:innen, die Expert:innen für die Mental Health Days 2023 durchgeführt haben: 67 Prozent der Schüler:innen haben depressive Symptome, 27 Prozent haben suizidale Gedanken. Die Nutzung von Smartphone und Social Media steigt und wirkt sich ebenfalls negativ auf die Lebenszufriedenheit aus. Gleichzeitig wissen viele nicht, wo sie sich Hilfe holen können.
Die Mental Health Days setzen genau dort an. Sie helfen, Gefühle und Sorgen richtig einzuordnen und machen Hilfseinrichtungen bekannt. Falls gewünscht, können Schulen ergänzende Angebote für Pädagog:innen und Erziehungsberechtigte dazubuchen.
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Tabus brechen
Über 110.000 Schüler:innen in acht Bundesländern wurden bisher über das Programm erreicht. Das Feedback ist durchwegs positiv, auch in der Gartenbauschule: „Ich finde es gut, dass über psychische Erkrankungen offen gesprochen wird. Ich glaube, dass viele nicht darüber aufgeklärt sind und dieser Input macht schon was mit einem“, sagt Pantelis Panteli. Er ist 18 und macht die Ausbildung zum Landschaftsgärtner. Außerdem rappt er. „Mir kommt es auch vor, dass gerade Männer und Jungs Schwierigkeiten haben über ihre Gefühle zu reden, weil Männer in der Gesellschaft immer Stärke zeigen müssen.“
Die Enttabuisierung von Emotionen und das Abbauen von Stigmata und Scham rund um psychische Erkrankungen sind das Wichtigste, was die Mental Health Days mitgeben wollen. In eingespielten Videos sprechen Role Models wie Billie Eilish oder Raf Camora offen über ihre Struggles. Mithilfe eines digitalen Umfragetools beantworten die Lehrlinge anonym heikle Fragen. „Was macht mich traurig?“ lautet eine davon. Am Mentimeter-Screen poppen die Antworten in bunten Schriftzügen auf: Tod, Ausgeschlossen sein, Klimawandel, Politik, kein Geld. Schon hier im Veranstaltungsraum wird klar, dass die aktuellen Krisen bei den jungen Erwachsenen Spuren hinterlassen. Viele haben Angst vor der Zukunft. Bei den Unter-25-Jährigen ist Suizid die zweithäufigste Todesursache.
Das ist mit ein Grund, warum es die Mental Health Days überhaupt gibt. Journalist und Autor Golli Marboe hat die Initiative als Teil seines Vereins zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien gegründet. Sein Sohn hat vor einigen Jahren Suizid begangen. „Seither haben wir uns immer wieder gefragt: Was haben wir übersehen? Warum haben wir nicht erkannt, dass das keine Stimmungsschwankungen waren, sondern eine schwere Krankheit?" Eine Antwort darauf gab es nie, dafür eine Erkenntnis: "Wir wussten zu wenig über Fragen des psychischen Wohlbefindens. Mit den Mental Health Days möchten wir einen Beitrag leisten, das Thema sichtbarer werden zu lassen.“ Und das gelingt offenbar auch. Bisher haben die Mental Health Days an 167 Schulen in Österreich stattgefunden.
mental health days / VsUM 2024
FM4 Aktion: Wir sammeln eure Spenden!
Das aktuelle Schuljahr ist ausgebucht, die Warteliste lang. Das Konzept sieht vor, die Mental Health Days jedes Jahr aufs Neue einzuladen, sodass jeder Jahrgang einmal alle Module durchläuft. Für die Schulen ist das alles kostenlos.
Viel mehr Schulen wollen bei den Mental Health Days mitmachen, als das die öffentliche Finanzierung und Spenden derzeit ermöglichen. Dafür, dass noch viele weitere Mental Health Days in Österreich stattfinden können, sammeln wir heuer Spenden. Jedes Mal, wenn 2500 Euro zusammenkommen, kommen die Mental Health Days an eine weitere Schule.
FM4 Aktionen
- Do, 12.12.: FM4 Promi Punsch für den guten Zweck - mit Der Nino aus Wien, Resi Reiner, Malarina und Berni Wagner + FM4 Hosts
Stars und FM4 Hosts schenken dir am 12. Dezember von 17 bis 21 Uhr am Licht ins Dunkel Punschstand am Weihnachtsmarkt vorm Schloss Schönbrunn ein. Die Einnahmen kommen den Mental Health Days zugute.
- Sa, 14.12.: Parallel Editions Party für den guten Zweck
Die Parallel Vienna lädt zu den Parallel Editions ins alte Wiener Funkhaus. Je ein Euro vom Eintritt zur Spike Art Magazin Geburtstagsparty am 14.12. ab 22 Uhr geht an die Mental Health Days. FM4’s Dalia Ahmed legt auf.
- FM4 Wunschtage - Dein Track für den guten Zweck
Du möchtest am 23. oder 24. Dezember einen ganz bestimmten Song auf radio FM4 hören? Ab sofort hast du es selbst in der Hand, das FM4-Musikprogramm rund um Weihnachten zu gestalten und gleichzeitig mit Spenden zu helfen. Hier geht’s zum Wunschtool
- FM4 Stehkalender
Der FM4 Stehkalender 2025 bringt Farbe - jede Woche eintauchen in einen Farbrausch mit Fotos von FM4 Hörer:innen. Der Reinerlös aus dem Verkauf geht an das FM4-Projekt für Licht ins Dunkel. Den FM4 Stehkalender gibt es für 11,90 Euro noch in ausgewählten Verkaufsstellen. Im FM4 Shop online ist er bereits ausverkauft! Danke an alle Käufer:innen!
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Du kannst telefonisch am A1 Spendentelefon oder via SMS beides an die Nummer 0800 664 24 12 (kostenlos aus ganz Österreich) spenden! Damit deine Spende an Licht ins Dunkel dem FM4-Projekt zugeordnet werden kann, als Inhalt einfach „FM4“ und nach einem Leerzeichen den gewünschten Betrag schicken.
Aus dem Ausland erreichst du das A1 Spendentelefon unter +43 1 24660. Immer mit Spendenvermerk FM4 bitte.
Außerdem kannst du natürlich ganz klassisch via Onlinebanking auf das Licht-ins-Dunkel-Konto mit dem Vermerk „FM4“ für die Mental Health Days spenden!
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Publiziert am 11.12.2024